Wirtschaftsausblick für Deutschland in sechs Diagrammen

5. Juli 2018

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist beeindruckend, erreichte sie 2017 doch ein Wachstum von 2,5 Prozent. Der gegenwärtige Aufschwung, so der IWF in seiner jüngsten jährlichen Bewertung der Volkswirtschaft, sei der ideale Zeitpunkt, um die mittelfristigen Herausforderungen des Landes mit mutigen Schritten anzugehen und eine rosige Zukunft zu schaffen.

Sechs Dinge, die Sie über diesen Bericht wissen müssen.

1. Der wirtschaftliche Schwung Deutschlands wird voraussichtlich auch 2018 anhalten . Die Kapitalinvestitionen werden unseren Annahmen zufolge dynamisch ausfallen. Angesichts des starken Arbeitsmarkts und einer Arbeitslosenquote, die einen neuen Tiefstand seit der Wiedervereinigung erreicht hat, sollten steigende Löhne den Privatverbrauch ankurbeln. Höherer Lohnanstieg und stärkere Importe werden vermutlich ebenfalls zum Abbau des großen Leistungsbilanzüberschusses beitragen, der 2017 bei 8¼ Prozent des BIP lag.

2. Weitaus bessere Staatsfinanzen. Der Haushaltsüberschuss stieg 2017 auf 1,2 Prozent – den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Haushaltsüberschüsse werden mittelfristig voraussichtlich hoch bleiben und die Schulden bis 2023 auf 42 Prozent des BIP senken.

3. Die starke Fiskalposition bietet sich für mehr Investitionen in Anlagen, digitale Infrastruktur und Humankapital an. Öffentliche Investitionen in Infrastruktur, insbesondere auf kommunaler Ebene, können Investitionen auf dem Privatsektor anregen und die externe Anpassung unterstützen. Neue Pläne der Regierung, mehr in die digitale Infrastruktur zu investieren, insbesondere landesweite High-Speed-Internetverbindungen, sind unabdingbar, wenn Deutschland in Sachen Innovation führend bleiben will. Und angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Durchschnittsjobs der Automatisierung zum Opfer fallen werden, sind Investitionen in lebenslanges Lernen der Schlüssel zu mehr Produktivität und Wachstum auf lange Sicht.

4. Die öffentlichen Finanzen können auch die Beteiligung am Arbeitsmarkt fördern . Ab 2020 wird die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland sinken. Politik, die das Potenzial von Frauen, älteren Arbeitnehmern und Migranten erschließt, kann diesen Rückgang auffangen helfen. Ein besseres Angebot an Krippenplätzen und Nachmittagsbetreuung für Schulkinder würde Frauen mehr Chancen für Vollzeitarbeit eröffnen. Renten- und Arbeitsmarktreformen, die eine Verzögerung des Renteneintritts attraktiver machen, können ihrerseits die Notwendigkeit zum Sparen senken und das Wachstum steigern.

5. Förderung von Unternehmertum kann Produktivitätswachstum und Investitionen steigern . Deutschland ist führend in Sachen Innovation, zeigt aber eine gewisse Schwäche, wenn es um Wagniskapital geht. Die Regierung sollte die Bereitstellung von höheren Kapitalbeträgen fördern, mit denen Startups in der Wachstumsphase unterstützt werden können. Die Gründung und Expansion neuer Firmen ist unabdingbar für die Verbreitung von Technologien und für Produktivitätswachstum.

6. Es sind starke Regeln zur Eindämmung finanzieller Exzesse auf dem Immobilienmarkt notwendig. Steigende Löhne, große Einwanderungsströme und niedrige Zinsen treiben die Nachfrage nach Wohnimmobilien in die Höhe. Die Wohnungspreise in den größten Städten Deutschlands, wie München, Hamburg und Frankfurt, steigen viel schneller als in anderen Städten in der Europäischen Union. Eine Aufwandsminderung bei Neubauten kann Angebotsengpässe lindern, und die Stärkung des prudenziellen Instrumentariums kann zur Wahrung der Finanzstabilität beitragen.

 

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